Ende Februar veröffentlichte die griechische Nazi-Zeitschrift „Stohos“ einen Hetzartikel über den kritischen Wirtschafts- und Finanzjournalisten und Gewerkschafter Moisis Litsis und machte ihn zur Zielscheibe der faschistischen Gewalt, die in Griechenland seit Jahren immer offener und brutaler zu Tage tritt.
Moisis Litsis ist ein bekannter griechischer Journalist, der sich auch in zahlreichen anti-faschistischen Initiativen einen Namen gemacht hat, und Präsidiumsmitglied der griechischen Journalistengewerkschaft ESIEA (Journalistengewerkschaft der Athener Tageszeitungen). Darüber hinaus wurde Moisis Litsis im vergangenen Jahr bekannt, als die traditionsreiche linksliberale Tageszeitung Eleftherotypia nach monatelangen Streiks von JournalistInnen übernommen und in selbstverwalteter Eigenregie weitergeführt wurde. Eleftherotypia war im Jahr 1975 kurz nach Ende der griechischen Militärdiktatur aus einem JournalistInnenstreik entstanden und ist die wichtigste linksliberale griechische Qualitätszeitung.
Der Ende Februar veröffentlichte anti-semitische Hetzartikel mit dem Titel „Die Journalistengewerkschaft ESIEA hat einen Juden als Kassier“ beinhaltet unter anderem: „Er spricht perfekt Hebräisch, er liebt Israel […] Auf den Generalversammlungen der ESIEA spricht Moisis Litsis über den Holocaust und die Notwendigkeit die Chrysi Avgi zu verurteilen, anstatt über die Probleme von griechischen Journalisten.“ Darüber hinaus werden als „biographische Notiz“ alle gewerkschaftlichen und politischen Aktivitäten von Moisis Litsis in den vergangenen 20 Jahren aufgelistet. Ganz offensichtlich sollte der Journalist und Gewerkschafter ins Visier der faschistischen griechischen Faschisten gerückt werden, die mit Hilfe der Parlamentspartei Chrysi Avgi und ihren Schlägerbanden versuchen im krisengeschüttelten Griechenland eine faschistische Massenbewegung aufzubauen. Auch Neo-Nazis in anderen europäischen Ländern beobachten den Aufstieg der Chrysi Avgi sorgfältig und bezeichnen sie „als Speerspitze eines nationalen Erwachens in ganz Europa“ (zitiert nach Manfred Klingele, LabourNet Germany, 15. März 2013).
Der faschistische Terror in Griechenland, der sich in den vergangenen Jahren insbesondere gegen MigrantInnen richtete (siehe Artikel „Schüsse auf protestierende Arbeiter“), zielt nun auch immer stärker gegen die organisierte ArbeiterInnenbewegung ab. Im Dezember 2012 beispielsweise wurde Dimitris Stratoulis, Parlamentsabgeordneter des Linksbündnisses SYRIZA, von Mitgliedern der Chrysi Avgi überfallen, schwer verletzt und mit Mord bedroht.
Diese Ereignisse machen einmal mehr deutlich, wie wichtig internationale gewerkschaftliche Solidarität ist. Neben dem Kampf gegen faschistische Gewalt, geht es jedoch auch darum, gemeinsam mit unseren griechischen KollegInnen konsequent gegen die verheerende Sparpolitik, die mitunter den gesellschaftlichen Boden für den Aufschwung der griechischen Faschisten bereitet, zu kämpfen.
Lukas Neißl
(Der Artikel wurde zuerst auf dem internationalen Blog der GPA-djp veröffentlicht.)
Weitere Informationen:
Solidaritätserklärung der Delegiertenversammlung der IG Metall, Verwaltungsstelle Berlin, mit Moisis Litsis
taz-Artikel zur Selbstverwaltung der Tageszeitung Eleftherotypia (14. Feburar 2012)
taz-Artikel zur aktuellen Entwicklung bei Eleftherotypia (13. Jänner 2013)